Ich pendel jeden Tag 16 km ins Büro und wieder zurück. Egal bei welchen Wetter. Es gibt nur wenige Ausnahmen, wenn ich z.B. mit einer Erkältung zu kämpfen habe, auf Dienstreisen bin oder Glatteis uns heimsucht. Das ist aber zum Glück alles selten der Fall. Im Jahr sind dies ca. 180 Tage, also gute 5.800 km. Hier schildere ich meine Erfahrungen beim pendeln mit Fahrrad und gebe Tipps.
Ich pendle jeden Tag 16 km ins Büro und wieder zurück. Egal bei welchen Wetter.
Das Fahrrad ist für mich in vielerlei Hinsicht das perfekte Transportmittel für den Arbeitsweg ins Büro. Ich bin Fahrradpendler aus pragmatischen, romantischen, gesundheitlichen und logischen Gründen. Dies will ich in meiner Reihe über das Leben als Pendler mit dem Fahrrad greifbar machen. Ich will Tipps und Tricks geben, motivieren und vor allem Lust auf das pendeln mit dem Fahrrad machen.
Der beste Einstieg in die Reihe ist die Romantik und Motivation. Im Sommer ist Radfahren super, aber was ist im Winter? Viele können sich beim besten Willen nicht vorstellen bei nassem und kalten Wetter, Frost, Wind und Regen mit dem Fahrrad zu fahren. Geschweigenden jeden Tag zur Arbeit. Daher schreibe ich über das großartige Erlebnis an kalten Tagen im Herbst, Winter und Frühjahr mit dem Fahrrad zu fahren. Am besten geht dies mit einer Beschreibung meiner Strecke und meinem üblichen Ablauf.
Alles braucht seine Rituale. Ich zum Beispiel mache mich am Morgen fertig und sehe zu, dass ich mindestens 15 Minuten in Ruhe in der Küche sitzen kann und meine Espresso trinke. Dabei höre ich Radio und werfe nochmal einen Blick die für mich als Fahrradpendler wichtigen Apps.
Rituale sind wichtig beim pendeln mit dem Fahrrad
Der erste große Vorteil als Radfahrer; Staumeldungen sind mir so was von egal. Wobei ich gestehen muss, dass ich bei den Staumeldungen immer auch ein kleines Hochgefühl empfinde, da ich in diesem Moment weiß, dass es mich nicht betrifft. Das ist zugegeben nicht die feine Art und sicherlich auch ein bisschen Schadenfreude, aber sein wir ehrlich Schadenfreunde ist nun mal eine des Menschen liebsten Freuden.
Als Mensch ist man ein Gewohnheitstier. Somit habe ich meine feste Zeit, wenn mich anziehe und auf den Weg mache. Gerade im Winter dauert das antüdeln (plattdeutsch für anziehen 😉 ) immer etwas länger, da ich an kalten Tagen das Zwiebelprinzip (mehr zur passenden Kleidung hier) bevorzuge. Aber nach guten 5 min bin ich angezogen, habe mein Fahrrad raus geholt und rolle los.
Die Fahrt beginnt. Es ist noch dunkel. Das Thermometer zeigt 2 Grad an. Ein leichter Sprühregen hat für Nässe gesorgt. Es scheint jetzt aber nicht mehr zu regenen. Beim raus gehen ist mir etwas kühl. Das ist gut und wichtig, da ich mich gleich bewege und mir dann schnell warm wird. Wer sich zu dick einpackt, der wird nach wenigen Kilometer auch bei kalten Temperaturen im eigenen Saft baden. Das ist nicht schön. Damit ich die anfängliche Kälte los werde beginne ich meistens mit ein paar Ampelsprints. Wenn ich aus meinem Wohnort raus will, dann sind dies ca. 1,5 km. Dabei muss ich an 4 Ampeln bzw. Kreuzungen anhalten. Bei jedem Go nach dem Stop trete ich am Anfang ordentlich in die Pedale. Das bringt den Puls in Gang. Sozusagen die bei jeden Menschen serienmäßig eingebaute Standheizung. Kalt ist mir jetzt nicht mehr.
So friet man nicht lange beim pendeln mit dem Fahrrad
Es folgen nun 7 km Landstraße mit einer Dorfdurchfahrt. Dies ist mein Lieblingsstück auf meinem Weg. Es gibt keine Ampeln. Man kann einfach durchfahren. Ich fahre an Feldern vorbei. Die Dämmerung setzt langsam ein. Ich sehe die Silhouette der winterharten Hochlandrinder mit Ihren großen Hörnern. Hinter den Feldern beginnt die Sonne mit rötlichen Tönen wie ein glühendes Feuer die Dunkelheit zu vertreiben. In Verbindung mit dem leichten Nebel bietet sich ein wunderschöner Anblick. Ideal um kurz anzuhalten und ein schnelles Foto zu schießen. Neben mir brausen die Autos vorbei. Vermutlich hat kaum einer dieses Naturschauspiel wahrgenommen. Ich fahr durch das Dorf. Neben alten Bauerhäusern gibt es hier natürlich auch den modernen Luxusneubau – wie häufig an der Hamburgerlandesgrenze. Aus der Neugier beobachte ich jeden Tag den Fortschritt auf der Baustelle. Das geht ohne Probleme im Vorbeifahren.
Hinter den Feldern beginnt die Sonne mit rötlichen Tönen wie ein glühendes Feuer die Dunkelheit zu vertreiben.
Mitten im Dorf befindet sich vollkommen umbaut, noch immer eine kleine Weide mit Schafen. Den zotteligen Zeitgenossen macht das Wetter auch nichts aus. Sie genießen auch den herrlichen Morgen.
Wie fast jeden Morgen treffe ich einen Handwerker aus dem Ort der mit seinem Hund vor der Arbeit Gassi geht. Wie immer begrüßen wir uns mit einem kurzen „Moin“. Man kennt sich, man grüßt sich, obwohl unser Dialog trotz der vielen Tage nicht über das „Moin“ hinausgegangen ist. Das ist aber nicht schlimm. Es ist trotzdem schön ein bekanntes Gesicht zu sehen und mit anderen Menschen zu interagieren. Ich freue mich tatsächlich jeden Morgen auf diese kurze Begegnung. Hier sind wir wieder bei den Ritualen.
Ich komme an einem Reiterhof vorbei. Das schwarze imposante Tier ist heute auch schon auf der Weide. Geschütz mit einer Pferdedecke. Die Sonne geht hinter ihm auf und sein Atem ist aufgrund der Kälte in Form einer großen Wolke zu erkennen. Ich und mein „Esel“ rollen langsam vorbei. Howdy, Partner!
Howdy, Partner!
Ich bin jetzt 2 km vor der Grenze Hamburgs. Es wird voller und enger. Theoretisch ist hier für Radfahrer die Straße vorgehsehen, aber dies würde wenig bringen, da die ersten Autos die eben an mir vorbei gefahren sind auf der Straße stehen. Ich fahre also auf den für Radfahrer freigeben Gehwege. Auf der Landstraße gab es noch einen separaten gut asphaltierten Weg neben der Fahrbahn. Der Untergrund ist nun weniger schön, aber das ist mit der Zeit halb so wild. Ab hier setzt nämlich wieder die böse, böse Schadenfreude ein. Ich rolle die letzten 6 km zum Büro fast ausschließlich an den Autos vorbei. Es sind die gleiche Autos die mich auf den vorherigen Kilometern überholt haben. Manchmal mach ich mir den Spaß und merke mir die ersten 3 – 4 Autos die mich noch in meinem Wohnort überholen. Nicht selten sehe ich diese in Hamburg wieder und fahre entspannt an ihnen vorbei.
Gerade in der kalten Jahreszeit ist der Stau am schlimmsten. Viele Pendler die zuvor noch mit der Bahn/Bus und/oder dem Fahrrad gefahren sind steigen jetzt um und fahren mit dem Auto. Die Autos stehen noch mehr im Stau.
Ab hier setzt nämlich wieder die böse, böse Schadenfreude ein.
Nach guten 40 Minuten komme ich im Büro an. Mit dem Auto wären es heute sicherlich 50 Minuten gewesen. Mit dem Bus hätte es vermutlich eine Stunde gedauert. Gefroren habe ich keine 5 Minuten. Die frische Luft macht mich unglaublich wach und fit für den Arbeitstag. Stress? Hatte ich bisher keinen. Ich stand nicht im Stau. Musste nicht im vollen und stickigen Bus mit Winterklamotten sitzen.
Im Büro mache meinen PC an. Ziehe meine Radklamotten aus, mache mich etwas frisch (hier geht es zum Beitrag zum Thema: Was tun gegen Schweiß) und schlüpfe in mein Bürooutfit. Der Arbeitstag kann beginnen. Insgeheim freue ich mich schon auf meine Rückfahrt. Auf die frische Luft, die staufreie Fahrt und die schönen Dinge die ich wieder sehen werde. Zuhause bin ich dann wieder fit und wach für meine Familie. Den Stress aus dem Büro habe ich auf dem Rückweg weg gestrampelt.
Die frische Luft beim pendeln mit dem Fahrrad macht mich unglaublich wach und fit
Für die Gesellschaft sorge ich durch das pendeln mit dem Fahrrad unter anderem für weniger Stau, eine bessere Umwelt, geringe Gesundheitskosten. Dies ist aber nicht der Grund warum ich mit dem Fahrrad zur Arbeit fahre. Seien wir ehrlich man ist sich doch immer selbst der Nächste. Vorteile für einen selber stehen nun mal meistens über den Vorteilen der Gesellschaft. Für mich ist diese Form des Pendels ein Gewinn an Lebensqualität. Aus ineffektiver, stressiger Zeit wird Freizeitvergnügen. Nebenbei bleibe ich fit, gesund (körperlich und seelisch), spare Geld, meist auch Zeit und vor allem Nerven. Ich bin Fahrradpendler, weil ich viele Vorteile daraus ziehe! Du kannst das auch!
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Hi, ich mache es genauso. Eine Strecke ist ebenfalls 16 km, auf dem Heimweg fahre ich manchmal etwas länger. Auf der Arbeit kann ich duschen, was ein grosser Luxus ist. Jetzt im Corona-Thema Zeitalter mit Homeoffice fahre ich dennoch morgens und abends eine Runde und setze mich dann daheim an den Rechner.
Vielen Dank für diese super Liebeserklärung an das Fahrradpendeln die ich so zu fast 100% unterschreiben könnte… einziger Unterschied bei mir: ich fahre 14,5km mit einem Pedelec25 da ich nicht im "Flachland" lebe und morgens keine Lust habe, im Büro angekommen, erst duschen zu müssen. Und seit ich diese "gute Ausrede" eliminiert habe, fahre ich tatsächlich (fast) jeden Tag hin und zurück zur Arbeit mit dem (elektro-motor-unterstütztem) Rad, was ich sonst nur im Frühjahr und Sommer und auch nur gelegentlich gemacht habe. Aber die Freude (Schadenfreude inklusive) ist bei mir die gleiche. Fahrradfahren ist (auch) für mich reiner Genuss und keine Frage des Verzichts auf Komfort bzw. auf Zeitgewinn.
Ich muss praktischerweise nicht pendeln und habe das Glück nur einen 3 Kilometer Arbeitsweg zu haben, den ich aber selbstverständlich an 90% der Arbeitstage ebenfalls mit dem Rad zurück lege 🙂 Deine Erlebnisse und Erfahrungen treffen aber auch bei der deutlich kürzeren Strecke zu … inkl. dem Stau!
Super Artikel, kann ich als S-Pedelec-Pendler (eine Strecke ~33km) gut nachvollziehen.
Für gesunde Menschen gibt es keine bessere Möglichkeit, ausreichend Bewegung in den Alltag einzubauen.