Deutschland 2020: In den Städten ist der Moloch durchtränkt von fortwährendem Abgasen und Nieselregen. Er ist dekadent, düster, schmutzig und übervölkert, und die Menschen sind allgegenwärtigen Reizen ausgesetzt. Tiere sterben aus. Pflanzen und Bäume müssen weichen.
Ein besseres Leben wird versprochen, in Welten, die durch die Förderung von sogenannte „Replikanten“ erschaffen werden sollen. Diese Replikanten werden auch Fahrradfahrer genannt. Die mächtige Regierung verfolgt den Plan sukzessive die schädlichen Autofahrer durch Replikanten also Radfahrer auszutauschen. Dies glaubt zumindest die Widerstandsgruppe „Unsere Straße“.
Die Angst dieser Gruppe vor den Replikanten ist allgegenwärtig. Auch den kraftfahrenden Anhänger der Gruppe „Unsere Straße“ bleibt nicht verborgen, dass diese neue Art von Verkehrsteilnehmern sich äußerlich kaum von natürlich geborenen Autofahrer unterscheidet, sie verfügen jedoch über größere physische Kräfte, besserer Gesundheit und entwickeln im Laufe der Zeit eigene Gefühle und Ambitionen. Diese ausgetauschten Kraftfahrer erheben Anspruch auf einen Teil des Verkehrsraums. Der Verkehrsraum der schon immer nur den Autofahrer gehört – Die Straße!
Es folgen unzählige Straßenkämpfe. Die Kraftfahrenden erleiden schlimme Verluste, wenn wieder ein Radfahrer Ihnen wertvolle Zeit stielt, weil er vor Ihnen auf der Straße fährt. Zeit die sie viel lieber Stehenden im Stau vor der roten Ampel verbacht hätten. Diese Replikanten verführen sogar dazu, dass das Tempolimit eingehalten wird. Ein unhaltbarer Zustand.
Die Anhänger von „Unsere Straße“ propagieren immer wieder Lautstark in sozialen Medien, dass diese „Besucher“ auf der Straße nichts verloren hätten. Sie sollen doch auf den Radwegen fahren. Das täten sie tatschlich gerne, aber meist gibt es keine sicheren und komfortablen Radwege oder es gibt gar kein Radweg. Ein Fußweg ist kein Radweg. Dies bleibt den Motorisierten aber verbogen.
Vor Wut und Angst vor den Fremden auf der Straße machen die Kraftfahrenden deutlich, dass diese Radfahrer keine Steuern zahlen, keine Versicherung haben, dringend ein Kennzeichen brauchen, sie sich nie an die Regeln halten und überhaupt keine Fahrerlaubnis hätten.
Doch alles Geschrei hilft nichts. Mit jedem Jahr, Monat und Tag werden es mehr Replikanten. Die Bewegung „Unsere Straße“ schmilzt. Sie erkennen am Ende, dass es kein Repilkanten gibt. Radfahrer sind Menschen und keine Außerirdischen oder künstliche Wesen. Sie sind keine Bedrohung. Sie sind keine Gefährdung. Sie zahlen Steuern. Sie haben meist eine private Haftpflichtversicherung. Sie fahren manchmal sogar mit dem Auto. Sie sind in der Gesellschaft. Sie sind Väter, Mütter, Großeltern, Kinder. Sie sind Ärzte, Verkäufer, Handwerker. Sie sind Verwandte, Freunde.
Radfahrer sind Menschen und keine Außerirdischen oder künstliche Wesen. Sie sind keine Bedrohung.
Am Ende stellen die Kraftfahrer fest, dass sie selbst der Radfahrer sind. Der Blick in den Spiegel schockiert, aber der Schrecken weicht der Freude. Die Erkenntnis setzt ein, dass gemeinsam immer besser ist und Respekt an erst Stelle steht. Teilt den Verkehrsraum und haltet Abstand!
Und irgendwann in einer fernen Zukunft wird es auch in Deutschland eine flächendeckende Infrastruktur für Replikanten, äh Radfahrer geben und bessere Zeiten brechen an.
Dies ist eine Sci-Fi-Satire für alle Verkehrsteilnehmer! Und zur Erinnerung noch ein sehr schönes Zitat aus der Straßenverkehrs-Ordnung (StVO):
§ 1 Grundregeln
(1) Die Teilnahme am Straßenverkehr erfordert ständige Vorsicht und gegenseitige Rücksicht.
(2) Wer am Verkehr teilnimmt hat sich so zu verhalten, dass kein Anderer geschädigt, gefährdet oder mehr, als nach den Umständen unvermeidbar, behindert oder belästigt wird.
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